Michael Schaefer

2021_57_Text

2021_57

Auslösend für das Projekt 2021/57 war die Beobachtung, dass seit dem Beginn der Covid19-Pandemie in 2020 Nachrichten über dieses Thema die meisten Berichte über Anderes in den Medien fast völlig verdrängt hatten. In Reaktion darauf begann ich ein sorgsam recherchiertes, mediales Tagebuch anzulegen. Ich begrenzte mein Vorhaben auf ein Jahr in der Pandemie (2021) und somit auch auf ein Jahr meines Lebens (57). Die Auswahl der Medienbilder sollte sowohl den eurozentrischen Blick als auch die enge Fokussierung auf das Pandemiegeschehen verlassen. Mein Interesse galt vorwiegend Protesten in aller Welt, dem Schicksal von Migranten, und Naturkatastrophen wie Waldbränden und Überflutungen. Die Sammlung entstand ausschließlich aus Screenshots von Internetvideos wobei ich auf die jeweilige Aktualität des Bildmaterials achtete. Am Ende jeder Woche suchte ich sechs Bilder aus, die dann die Seiten eines Würfels bildeten. Insgesamt umfasst das Projekt 53 Würfel, vom 25.01.2021 bis zum 30.01.2022. Zu jedem Bild gehört ein kurzer Text, der seinen ursächlichen Hintergrund beschreibt. Die Video-Stills sind oft schwer lesbar und nicht eindeutig, kaum in der Lage, das zu transportieren, was ihnen an Realität zugrunde liegt. Sie brauchen ihren Kontext, erscheinen austauschbar und sind - und bleiben - trotz all dieser Mängel Zeugnis, Sediment von etwas, das sich irgendwo auf der Erde zu einem bestimmten Zeitpunkt zugetragen hat.

Die Arbeit 2021_57 besteht aus vier Teilen:

- Das Bildarchiv in Form der 53 wieder aufgeschnittenen, aufgeklappten Würfel, einzeln gerahmt vor jeweils einem Seestück.
- Die Sammlung von kurzen Texten zu jedem einzelnen Bild, welche deren Kontexte knapp, neutral und den Tatsachen so getreu wie möglich beschreiben.
- Vergrößerte Reproduktionen jeder einzelnen Würfelseite (318 an der Zahl)
- Eine Videodokumentation über verschiedene performative Handlungen mit den Würfeln, im Stadtraum, im Wald oder an anderen Orten.